Die mobi-LU-Studie (Lude et al., 2013) konnte eine Diskrepanz zwischen der Experten-basierten Beschreibung von idealen mobilen Lern- und Informationsangeboten in der Umweltbildung/ BNE und der gegenwärtigen Umsetzungspraxis aufzeigen: Viele Angebote waren eher motiviert durch die technologische Machbarkeit als an Zielen der Umweltbildung/BNE und daher war eine klare didaktische Fokussierung stellenweise zu vermissen.
Als Zielsetzungen wurden beispielsweise ein (oft diffuses) Naturerleben mit GPS-Geräten oder auch die Förderung von Sozialkompetenz genannt, eine kritische Reflexion zu Vor- oder Nachteilen der Verwendung mobiler Technologien gegenüber anderer Alternativen fand nur vereinzelt oder überhaupt nicht statt. Daneben wurden allerdings auch recht elaborierte Lern- und Informationsangebote identifiziert, in denen die Nutzung mobiler Technologien integraler Bestandteil wohl durchdachter Lernarrangements waren (z.B. Expedition Moor, Fiene et al., 2011).
Mit dem im qualimobil-Projekt entwickeln Qualifizierungs- und Fortbildungsangebot werden die Erkenntnisse der mobi-LU-Studie (insbes. Lude et al., 2013) genutzt, um Akteure der Umweltbildung/BNE aus verschiedenen Handlungsfeldern und mit unterschiedlicher Reichweite (pädagogische Programmanbieter, Umweltbildungszentren, Fortbildungsakademien, Akteure der Öffentlichkeitsarbeit in UB/BNE und Umweltkommunikation, ...) zielgerichtet für die Erstellung von mobilen Lern- und Informationsangeboten vorzubereiten und sie bei konkreten Umsetzungskonzepten von der Idee über die Zielgruppenanalyse und die Erstellung eines Bildungskonzepts bis hin zum fertigen Angebot zu begleiten und zu unterstützen.
Das Fortbildungskonzept greift Befunde der Professionalisierungsforschung von Lehrkräften (z.B. Lipowsky, 2010) und zum Praxistransfer von Qualifizierungsmaßnahmen (Gegenfurtner et al., 2009, Burke & Hutchins, 2007) auf und orientiert sich an wesentlichen Kriterien für die auch langfristige Umsetzung des Gelernten und Entwickelten. So sind beispielsweise transparente und überprüfbare Fortbildungsziele, eigenständige Entwicklungs- und Erprobungsphasen, ein klare Kontextualisiserung der Fortbildungsinhalte in den Alltag des Handlungsfelds, die Möglichkeit zur Kooperation wie auch eine professionelle Unterstützung der Selbststudien- bzw. Praxisphasen und differenzierte Rückmeldungen sowie die gezielte Einbindung der Fortbildungsteilnehmer/innen in eine „Praxisgemeinschaft“ (Communitiy of Practice, CoP) wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche und dauerhafte Anwendung der erworbenen Kompetenzen.
Morgan und Kollegen (2007) bemessen solche längerfristige Maßnahmen als besonders effektiv für den Transfer des Gelernten in den Alltag, die mit intermittierende Phasen theoretischer Auseinandersetzung, Phasen zur eigenständigen theoretischen Vertiefung und praktischen Anwendungs-/ Erprobungsphasen vereinen.
Literatur
- Lude, A., Schaal, S., Bullinger, M. & Bleck, S. (2013): Mobiles, ortsbezogenes Lernen in der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der erfolgreiche Einsatz von Smartphone und Co. in Bildungsangeboten in der Natur. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
- Fiene, C., Michel, U. & Plass, C. (2011): Lernen und Forschen im Moor - Entwicklung eines Moorinformationssystems für eine nachhaltige Umweltbildung In: J. Strobl, T. Blaschke & G. Griesebner (Hrsg.), Angewandte Geoinformatik. Berlin: Wiechmann, 548-556
- Lipowsky, F. (2010): Lernen im Beruf – Empirische Befunde zur Wirksamkeit von Lehrerfortbildung. In: Müller, F., Eichenberger, A., Lüders, M. & Mayr, J. (Hrsg.): Lehrerinnen und Lehrer lernen – Konzepte und Befunde zur Lehrerfortbildung. Münster, 51–72.
- Gegenfurtner, A., Veermans, K., festner, D. & Gruber, H. (2009) Integrative Literature Review: Motivation to Transfer Training: An Integrative Literature Review. Human Resource Development Review, 8 (3), 403-423
- Burke, L. & Hutchins H. (2007): Training transfer: An integrative literature review. Human Resource Development Review, 6 (3), 263-296
- Morgan, J., Haviland, S., Woodside, M. & Konrad, T. (2007): Fostering supportive learning environments in long-term care. Gerontology & Geriatrics Education, 28 (2) 55-75